Ammocryptocharax elegans - ein Tagebuch


  • sabine: Ja an ein Filmchen hatte ich auch schon gedacht, muss ich mal schauen, ob ich das hinbekomme... Ist nicht so meins mit der Filmerei :)


    Hi Magnus,

    das kriegst Du bestimmt hin. Die Fotos sind auf jeden Fall schon mal klasse geworden. Auch wenn Du meinst sie wären unscharf ;) . So, und jetzt spann uns nicht weiter auf die Folter. Wie jagen sie nun Mückenlarven :D .

    LG, Sabine

  • Hallo zusammen, jetzt geht's weiter... :)

    Neben den geschnittenen Tubifex kamen nun auch die weißen, die roten Mückenlarven zum Einsatz und auch große Artemien wurden in das Becken gegeben. Dazu waren auch die Artemia -Nauplien geschlüpft. Also ein hoffnungsfrohes Menü für die kleinen Racker.

    Das freischwimmende Futter verlockte die Salmler vom Boden weg zu gehen und sich in das freie Wasser zu begeben... es war ein einfach wunderbarer Moment.... ich musste mehrfach schauen, wie sie das überhaupt machten... Am Boden erinnern sie mich an eine gute alte Tante JU (ein sehr altes Propellerflugzeug mir einem Heckrad und zwei flügelständigen Rädern vorne) die keine Flügel mehr hat. Man liegt auf den Brustflossen, die wie ein Fahrgestell in einem gespreizten Winkel eine gute seitliche Stabilität gewährleisten. Nach hinten kommt man auf der Schwanzflosse zum liegen und guckt interessiert durch die Gegend.

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    Die Frage war, wie setzen sie sich in Bewegung, starten sie mit einem kräftigen Schwanzschlag, oder sind mehrere "Antriebe" beteiligt. Vielleicht auch abhängig von dem Habitat, oder der bevorzugten Ecke, von den Bedingungen?

    Das Becken war so konzipiert, das ein Strömungsbereich von links oben nach rechts unten durch die Beckenmitte erzeugt wurde. Eigentlich war dies für die Corys angedacht, um ihnen das Gefühl von Wasserfluten durch eine neue Regenzeit und einer Zunahme der Strömung zu vermitteln, aber die Corys gab es ja nun nicht. Doch das passte für die Salmler recht gut.
    Die Temperatur lag etwa bei 25-26 Grad und die Strömung war stark genug, um die nahen Valisnerien in die Horizontale zu zwingen. Das Wasser hatte einen Leitwert von 150 us und der pH-Wert lag bei 7,4.

    Trotz dieser Strömung erhoben sich die kleinen Salmler quasi "bewegungslos" und "drohnenartig", und nur - wie ich durch mehrmaliges intensives Schauen sehen konnte ( das Alter ?( ) - durch ein kurzfrequentes Oszillieren der Rücken und der der Brustflossen getrieben. Sie schwebten fast senkrecht im Wasser stehend empor, um die Futtertiere zu inspizieren. Im Strömungsbereich nahmen sie eine 45 Grad Diagonale ein. Das war unglaublich anmutig, schwerelos, mühelos, elegant und ich war sprachlos. Auch in diesem Schwebezustand machten sich die beweglichen Augen nützlich, da sie dadurch an der Nase vorbei nach vorne schauen konnten.

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    Takeoff mit ausgebreiteten Flügeln

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    Volle Kontrolle durch "Nasenvorbeisicht"...

    Die Tiere bewegten sich vor und zurück, schwebten graziler auf der Stelle als ein Kolibri, und das trotz der Strömung. Sie bewegten sich so exakt, als seien es Roboter in einem fest definiertem Bewegungsprozess, es war einfach unglaublich wunderbar anzusehen. Ihr Steifigkeit tat ihrer Reaktionsfähigkeit keinen Abbruch und jederzeit war man zu einem abrupten Richtungswechsel bereit und in der Lage.
    Sie schwammen alle Futtertiere an und die Augen musterten diese intensiv, bevor der Versuch unternommen wurde davon zu probieren. Aber sie spannten mich weiter auf die Folter, denn jedes Mal, wenn ich dachte jetzt schlägt er zu, machte das Futtertier eine für sie scheinbar "gefährliche" Bewegung und sofort ließen sie von dem Tier ab. Es langte die Fluchtbewegung einer weißen Mückenlarve, oder dass ein Artemiakrebschen die Richtung wechselte und direkt auf die Salmler zu schwamm. Sofort wurde von der Verfolgung abgesehen.
    Die heftigen Fluchtbewegungen der weißen Mückenlarven bewirkten, das diese von meinen Tieren als nicht "fressbar" eingestuft wurden und fortan auch keine Beachtung mehr fanden. Ähnlich war es mit den größeren Roten. Solange sie am Boden leichte Bewegungen machten ok, da wurde auch das eine oder andere kleinere Exemplar verspeist, sobald diese heftige Schwimmbewegung dazukam, war Schicht im Schacht.

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    Wieder machte der Grünste den ersten Schritt und verschlang im Freiwasser einen erwachsenen Artemia. Der "Zugriff" muss heftig gewesen sein, denn er spukte diesen nochmals aus und da schwammen auch schon ein paar Beine des Tieres herum, der Torso wurde sodann verschlungen.
    Die anderen sahen sich diese Artemien an, aber hatten eher Furcht, als dass sie diese nun auch gefressen hätten. Also gab ich zusätzlich auch noch Tubifex, worauf sie dann auch reagierten. Immerhin, denn nach wie vor waren die Tierchen sehr dünn, einzig der Grünste zeigte nicht nur so etwas wie einen leichten Bauch, er war so gierig, dass ich befürchtete ihn eines Tages "totgefressen" finden zu müssen.

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    Der eine Dunkelbraune machte mir weiter Kummer. Er schwamm oft zu den kleinen Stückchen Tubifex, lag davor und betrachtete die potenzielle Beute, wendete sich aber immer wieder ab. Es war zum verrückt werden und ich ahnte schon was wohl kommen würde.
    Während die anderen Tiere nun zunehmend Appetenz zeigten lag das schwache Tier abseits auf dem Sandboden und am nächsten Morgen auf der Seite, zwar ruhig atmend, aber doch völlig kraftlos. Am nächsten Morgen war es tot.
    Im Nachhinein denke ich dass keines der angebotenen Futtertiere einer typischen Beute aus dem natürlichen Habitat ähnelte. Die Tiere waren so zögerlich und vorsichtig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, das dies das natürliche Verhalten widerspiegeln könne.
    Wenn ich heute ans Becken trete gehen die Salmler im Becken sofort in Position und warten auf die Nahrung. Auch wird nicht mehr lange gefackelt, sie kennen nun ihre Beute und die Tubifex erreichen kaum noch den Boden. Wiederum der Grünste war der Erste, der nun auch ein totes Futtertier akzeptiert hat, ein gutes Zeichen und die Hoffnung, die Tiere in Zukunft auch unkomplizierter halten zu können.
    Damit endet die erste Herausforderung, die Tiere erst mal überhaupt am Leben zu halten und im Nachhinein sehe ich den Zustand der Tiere bei Erwerb kritisch. Fazit ist, dass lediglich ein Tier unproblematisch hinsichtlich der Ernährungssituation war, eines quasi nicht mehr zu retten und die anderen na, - eben so dazwischen.
    Wenn man sich die Tiere im Moment ansieht, und sie mit den Anfangsbildern vergleicht wird einem klar, welche "Durststrecke" hinter ihnen gelegen haben mag. Man darf annehmen, dass nicht nur die Fettreserven verbraucht waren, sondern dass die Tiere schon angefangen hatten ihr Muskeleiweiß zu "verzehren".... muss das so sein?

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    Bei dem Wenigen, was ich über die Tiere lesen konnte wurde die Farbe mit dem Wohlbefinden einerseits und dem Untergrund andererseits in Korrelation gesetzt.
    Männlein, Weiblein, braun und grün es bleiben für mich noch einige Rätsel um diese kleinen Fische, über die ich in den folgenden Beiträgen von Zeit zu Zeit berichten möchte, z. Beispiel auch über diesen interessanten und fetzigen "Säbelkampf", den ich schon hier und da beobachten konnte...

    ... to be continued... LG Magnus

  • Hi Magnus,.
    ja, bitte unbedingt weiter berichten. Die Fotos sind total klasse geworden und lassen erahnen wie faszinierend diese Tierchen sein müssen. Wenn Du irgendwann mal ein Filmchen einstellen könntest, würde ich mich sehr freuen. Es tut mir leid, dass es ein Fischlein nicht geschafft hat ;( .

    LG, Sabine

  • Moinsen Magnus,

    ich schliesse mich der Meinung meiner Vorredner an. Sehr interessanter Bericht über Fische die ich so noch nicht gekannt habe. Macht Spass zu lesen. Gut geschrieben. Anmerkung: ich habe heute tatsächlich mein erstes YT-Video hochgeladen, also....? Trau dich...!

    MFG, Volkmar

    MÖGE DAS WASSER MIT DIR SEIN !!!
    ALLES FÜR'S AQUARIUM !!!
    ALLES FÜR DEN FISCH !!!

  • Hallo

    Was zum Teufel fressen die wohl in der Natur? Es muss wohl klein und wehrlos sein.

    Im Freiwasser schwimmen sie ähnlich wie Kugelfische. Vielleicht auch Schneckenjäger?

    Auch die meisten Zwergkugis die ich dieses Jahr gekauft habe waren unterernährt und mussten von mir aufgepäppelt werden. Aber mit Blasenschnecken und schwarzrn Mülas sind die überlebenden jetzt topfit.

    Felix

  • Hallo Felix,

    ja das würde mich auch mal interessieren. Soooo viel anderes gibt's ja da auch nicht. Schnecken glaube ich jetzt nicht, da ihnen ja das "Werkzeug" der Kugelfische fehlt.
    Irgendwas kleines denke ich auch, Fischlarven haben wohl keine Chance gegen diese Räuber.

    Momentan haben sich zwei eher darauf spezialisiert kleine Nauplien aus dem freien Wasser herauszupicken, die beiden dicken gehen sofort auf große Artemia.

    LG Magnus

  • Hi Magnus,

    ich glaube, großartiges Werkzeug brauchen die gar nicht um Schnecken zu fressen. Sie haben doch recht spitze Mäulchen. In meinem Asienbecken mit den Schachbrettschmerlen überlebt leider kein einziges Schnecklein. Ich habe erst letztens versucht wieder ein paar Posthörner anzusiedeln. Hat keine überlebt. Die Schmerlen sind überfallartig über sie hergefallen.

    LG, Sabine

  • Hallo,

    ich bin ja in letzter Zeit immer still gewesen und hab Mitgelesen :)

    Doch eine solche Dokumentation finde ich einfach nur Klasse, da kann auch ich nichts anders, als zu schreiben:

    Magnus, wirklicher der Hammer. So eine Dokumentation mit solch detailierten Angaben wie deine findet man wirklich selten! Danke dafür und ich freu mich schon drauf wenns weitergeht :)

    LG
    Manuel


    Einem Menschen, den Kinder und Tiere nicht leiden können, ist nicht zu trauen.
    (Carl Hilty)

  • Hallo zusammen, aus gegebenem Anlass möchte ich heute wieder eine Anekdote schreiben, weil mich diese Bodensalmler wieder mal überrascht haben.
    Nach dem ich über den Feier/Brückentag und den Samstag in Berlin arbeiten durfte, hatte ich heute frei.
    Die Nitratmessung am Samstag Abend brachte kein Ergebnis, sprich irgendwas zwischen 0 und 5 mg/l, aber ich dachte so bei mir, mach einen Wasserwechsel. Das geht bei mir am einfachsten, indem ich einen Schlauch an das eine Einlaufventil hänge und das Wasser direkt in den Ablauf leite.
    Aufgefüllt wird automatisch über den Schwimmer im Biofilter.

    Also ich hatte schon viel zu gucken, meine Acuticeps waren zu begutachten - ein anderes Thema, dass ich eventuell noch vorstellen möchte und die kleine Hundertschaft Ramirezi galt es zu sichten, ob denn mein Filius bei der Fütterung alles richtig gemacht hatte.

    Na es gab so das eine und das andere, jedenfalls hatte ich diesen Schlauch vergessen und das ganze frische Wasser hatte die Temperatur von 27 auf 24 Grad gesenkt. Also nichts Dramatisches, aber die erst 3-4mm großen Jungfische hatte ich doch danach fest im Blick.

    Heute dann nach der Fütterung bemerkte ich die kleinen Corydoras pygmaeus, wie sie durch das Becken rasten. eine solche Geschwindigkeit hätte ich ihnen jetzt gar nicht zugetraut. Sie verfolgten das eine Weibchen (habe nur vier Tiere) wie verrückt und wenn ein Bodensalmler horizontal flüchtete, wurde auch er von den jungen Herren getrieben, was diesen gar nicht gefiel.

    Also es war eine Raserei und plötzlich sah ich an der Scheibe ein Ei. Ok dachte ich dann tun sie es wirklich. Das Weibchen war auch echt "rubensartig" und ich konnte die Tiere den ganzen Tag beobachten, wie sie immer wieder ein Ei irgendwo hin klebten.
    Leider hatte ich nicht durchgehend Zeit und musste immer mal wieder "was machen" - man ist ja auch verheiratet.... ?(

    Nach einer Zeit fiel mir ein völlig verändertes Verhalten der Salmler auf. Sie lagen nicht mehr auf dem Boden herum, oder standen in der typischen Art im freien Wasser und hielten Ausschau nach vorbeischwebenden Artemien, nein.

    Allesamt hatten sich erhoben und suchten systematisch die Blattunterseiten der Pflanzen ab. Blatt für Blatt wurde jede Pflanze begutachtet und sie nahmen sich alle Zeit der Welt.
    Selbst kleine Anubias deren Blätter fast am Boden lagen wurden begutachtet.

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    Ein paar Eier habe ich gefunden und separiert, für die verbliebenen habe ich sehr wenig Hoffnung, dass sie überhaupt zum Schlupf kommen, denn die kleinen Welse sind ja nun auch wieder auf dem Boden unterwegs, wo ich die heruntergefallenen Eier nicht mehr finden konnte....

    ...to be continued...

    LG Magnus

  • Hi Magnus,

    schön, dass es hier weitergeht :) . Es ist bestimmt interessant die kleinen Salmler immer mehr kennen zu lernen. Auf jeden Fall liest es sich sehr spannend. Wenn die laich- und jungfischräuberisch so drauf sind wie meine Schachbrettschmerlen, wirst Du nie auch nur einen Jungfisch zu sehen kriegen, außer der geretteten ;) . Die "grasen" alles weg. Allerdings nicht so bedächtig sondern sehr fix.

    LG, Sabine

  • Hi Sabine,

    Ja das sehe ich genau so. Larven haben keine Chance im Aquarium. Zumindest solange es einigermaßen übersichtlich ist. In einer "Krautschicht" könnte es gehen, da gehen sie aus meinen gegenwärtigen Erfahrungen nicht rein... Im Gegesatz zu deinen Schmerlen... ;) LG magnus