Danke Elko
Moin zusammen,
Ob die Sortierung der Lebensformen auf der Erde nun sinnvoll ist oder nicht ich weiß es nicht, aber es wurde von Irgendwem begonnen und ein gewisser Charme geht von der Ordnung von Flora und Fauna schon aus. Vielleicht vorweg noch ein Wort zu der "keine 100%-Regel"... Jede Regel hat ihre Ausnahmen, wenn man sich nur mit den Ausnahmen befasst wird man keine Gesetzmäßigkeit erkennen können. Deshalb versuche ich mich auf regelhafte Merkmale eines Modells zu konzentrieren... man verliert sich sonst...
Zu Studiumszeiten habe ich mich sehr für Insekten interessiert, und immer wenn ich wieder in mein Biotop zum Fotografieren ging war mit klar, ich kannte die Eltern der Brummer und Krabbler, denn im letzten Jahr war ich auch vor Ort und habe diese geknipst, bestimmt und in einem umfangreichen Dia-Archiv gesammelt.
Schon ein flüchtiger Blick auf ein vorbeifliegendes Insekt ließ mich die Familie erkennen, ah ja... eine Schwebfliege, ich sehe es an dem Flug und an den kurzen Fühlern, dass es keine Biene ist, obgleich sie nahezu identisch aussieht. Natürlich hat es einen biologischen Sinn auszusehen wie eine Biene... man wird nicht so gerne gefressen... Oft sind die Lebewesen sehr unterschiedlich und doch sind sie verwandtschaftlich eng verbunden, oder sie sind sich zum verwechseln ähnlich, haben aber gar nichts miteinander zu tun.
Eine sehr hübsche Hummelschwebfliege, man nennt diese Vortäuschung eines wehrhaften Tieres "Mimikry", es hat einfach den Zweck weniger oft von einem Vogel gefressen zu werden.
Aus einer Schwebfliege wird eine Schwebfliege und aus einer Maus eine Maus... und doch gibt es einen langsamen Wandel...
Die dem Thread zugrundeliegende Besonderheit der südamerikanischen Fisch-Fauna, nämlich dass es so unglaublich viele sehr ähnliche Arten gibt, dass in einer Population Diskusfische auf den ersten Blick alle Individuen unterschiedlich aussehen, dass es nahezu fließende Übergänge von Corydoras-Arten gibt ist schon ein Phänomen, dass mich in Erstaunen versetzt. Warum sehen nicht alle Zebras etwas anders aus? Also so richtig individuell, mal mit Punkten, oder unterbrochenen Linien? Das hat natürlich alles seinen Grund, möglicherweise auch in den Flüssen des Amazoniens. Ich kann es nur nicht erkennen, und deshalb ist es reizvoll sich mal darüber Gedanken zu machen.
Ich hole dazu etwas aus... auch für die, die nicht so im Thema stecken...
Die Art wird als kleinste Einheit in der Systematik gehandelt und "meine Lieblingsdefinition" ist in einfachen eigenen Worten wiedergegeben:
Eine Art ist eine Fortpflanzungsgemeinschaft, die miteinander Nachkommen in die Welt setzt, die wiederum miteinander fertil sind, also gesunde und fortpflanzungsfähige Nachkommen miteinander haben können.
Warum ist das so? Na ja, es macht einfach Sinn, wenn ein Organismus in eine Welt geboren wird, auf die er gut passt und in ihr zu recht kommt. Da ist es günstig einen Bauplan zu haben, der bestimmte Merkmale berücksichtigt, die für ein künftiges Überleben in der zu erwartenden Umwelt hilfreich sind. Andere Konzepte sprechen über Kladen und betrachten nicht nur die lebenden Exemplare, sondern auch die Ahnen, bis zu dem Punkt der Trennung mit gemeinsamen Vorfahren einer Schwesterart.
Dieser Bauplan ist in der Genetik versteckt, die Informationen sind auf der DNA codiert, die sich zu sogenannten Chromosomen verdichten kann, um transportabel zu sein. Der Transport der Erbinformationen ist bei der Zellteilung essentiell und die Zellteilung zur Vererbung dieser Merkmale über die Keimzellen speziell, da dies mit einem "einfachen Chromosomensatz" geschieht, der bei der Keimzellreifung (Samen und Eizelle) erst einmal hergestellt werden muss. (Trennung homologer Chromosomenpaare)
Bei der geschlechtlichen Vermehrung müssen die Keimzellen der Geschlechter ihren doppelt angelegten Chromosomensatz halbieren, damit sie nach der Verschmelzung der Gameten nicht eine Verdoppelung des Erbgutes verzeichnen.
Für den Interessierten hier ein kleiner Einschub zum Thema haploid, diploid, polyploid.
Das Wirbeltiergenom (um dabei zu bleiben) zeichnet sich in der Regel durch einen "diploiden" Chromosomensatz aus. Was bedeutet das?
Das Genom einer jeden Zelle der Wirbeltiere liegt im Zellkern in Chromosomenform in doppelter Ausführung vor.
Am besten kann man es sich wie zwei Hände vorstellen, das Genom umfasst dann insgesamt 10 Chromosomen, jeweils zwei "Daumen", zwei "Zeigefinger" und so weiter. Es gibt also zwei Chromosomen Nr. 1, zwei Chromosomen Nr. 2 usw.... insgesamt 5 Chromosomenpaare in dem Beispiel.
Nahezu jedes Merkmal ist auf zwei gleichen Chromosomen vorhanden, also kann z.B. kann die Augenfarbe auf beiden "Daumen" codiert sein, sich aber in der Ausprägung bei beiden unterscheiden. Auf dem einen Daumen ist die Augenfarbe "blau", auf dem anderen Daumen ist die Augenfarbe "braun" angelegt. (heterozygot !), wären beide Merkmale gleich, wäre das Individuum "homozygot" = reinerbig in diesem einen Merkmal)
Diploid bedeutet also auch, dass jedes Merkmal zwei Mal angelegt ist.
Um das genetische Material neu zu kombinieren (was der Sinn der sexuellen Vermehrung ist) werden die beiden homologen Chromosomen bei der Reifeteilung der Ei und Samenzellen getrennt und der Chromosomensatz zu gleichen Teilen auf die Tochterzellen verteilt, die dann nur noch einen einfachen Chromosomensatz beinhalten. (Den ersten Teil der Reifeteilung habe ich der Einfachheit halber weggelassen... ) Diese nennt man dann "haploid". So ist dann die Information "blaue Augen" in der einen Keimzelle, die mit "braunen Augen" in der Anderen und bei der Verschmelzung der Keimzellgenome entsteht wieder ein diploider Chromosomensatz in neuer Kombination.
Dieser Prozess der Reduktion (wie der ganze Prozess der Zellteilung) ist nicht ganz frei von Fehlerquellen.
Um die Chromosomen zu trennen bedient sich die Zelle einer inneren Skelettstruktur, den Mikrotubuli, die für Transportvorgänge in der Zelle genutzt werden. Es bildet sich eine "Kernspindel" zu den gegensätzlichen Polen der Zelle hin, an der die Chromosomen aus der Teilungsebene in die jeweilige Ecke transportiert werden.
Dabei kann schon mal etwas schief laufen und die Trennung nicht richtig vollzogen werden, so dass ungleiche Zellen entstehen, also mehr oder weniger Chromosomen beinhalten, als es normal der Fall ist.
Beispiele sind die Fälle von Trisomie, in denen ein Chromosom nach der Befruchtung dreifach vorhanden ist (Trisomie 21 z.B.)
Die Trennung kann aber auch komplett ausbleiben, so dass sich der Chromosomensatz verdoppelt.
Tiere mit solchen Genomen nennt man polyploid. In der Regel sind solche Genommutationen nachteilig und führen meist nicht zu lebensfähigen Individuen, aber nicht immer.
So kann es kommen, dass von einer Generation zur Nächsten Individuen einer Population nicht mehr fertil miteinander sind, wohl aber mit ebenso polyploiden Individuen der Population.
Hier sieht man in einer Antikörper-Fluoreszenzfärbung der Mikrotubuli wie sich der Spindelapparat in der Peripherie der Zelle eine Verankerung realisiert und sich die helle Spindel (starke Konzentration des Fluoreszenzfarbstoffes) zur Teilungsebene ausgerichtet hat. An dieser Struktur werden die Chromosomen zu den Polen transportiert
Ein gutes Beispiel für diese Art-Abgrenzung ist das Maultier. Es ist die lebensfähige Mischung aus Pferd und Esel, die sich allerdings in der Anzahl der Chromosomen unterscheiden. Die Einen haben 60 Chromosomen, die Anderen 66..., das fertige Maultier hat dann 63 Chromosomen. Bei der Reifeteilung müssen die wieder halbiert werden, was eben nicht einfach ist und in nahezu 100% zu beschädigten Ei und Samenzellen führt. Na, in der Natur gibt es keine 100% und so kann es sein, dass doch mal ein Ei entwicklungsfähig ist, von fertil im herkömmlichen Sinne kann aber nicht die Rede sein.
Ich finde diese Hürde sehr schick, weil sie eine ziemlich klare Grenze darstellt.
Also hat sich eine Art lange genug unter gleichen Individuen genetisch ausgetauscht, dass diese Population zusammen die Anpassungen an einen bestimmten Lebensraum durchlaufen haben und sich von möglichen Nachbarpopulationen deutlich in dem Genom unterscheiden, dass es nicht mehr zur Vermischung kommt.
Es wird hier gleich klar, dass zwei Voraussetzungen nötig sind. Eine wie auch immer geartete Trennung und vor allem Zeit. Man spricht in diesem Kontext bei räumlicher Trennung auch von allopatrischer Artbildung. Das Beispiel von Krähe und Nebelkrähe ist sehr beliebt, eine Population wurde durch die Eiszeit geographisch geteilt und die beiden Gruppen entwickelten sich divergent. Heute leben sie wieder in einem Lebensraum nebeneinander, verpaaren sich aber nicht mehr.
Nun sieht ein Esel anders aus als ein Pferd und das hat genau die Chromosomen als Hintergrund.
Auf ihnen sind alle Merkmale, der gesamte Bauplan der jeweiligen Tiere gespeichert, wie sie aussehen, was sie können, was sie brauchen. Jede nachhaltige Veränderung findet durch Mutation in den Genen statt. Wenn also der eine Apistogramma mehr rot in den Flossen hat, so ist das auf eine Veränderung in den betreffenden Genen zurückzuführen. Ob das Rot einen Vorteil hat, oder eine Laune der Natur ist wissen wir nicht.
Mutationen im Erbgut laufen konstant ab, sie sind zunächst nicht zielgerichtet, aber sie führen zu einer verdeckten Pluralität des Genoms.
gleich gehts weiter, mein Beitrag hatte ehr als 10000 Zeichen...