Acestridium dichromum

  • Hm, ja schade dass es im Leben immer mal weniger werden.... Ich hatte die Acestridien zufällig auf einer Seite entdeckt und jetzt hier mal die Suche bemüht, um zu deinem Thread zu gelangen. Kannte diese überaus interessanten Welse gar nicht und bin spontan total fasziniert von ihnen.

    Deshalb danke für deine Aufzeichnungen, die haben mir zumindest schon mal ein Bild von der Gattung verschafft.

    Hättest du noch weitere Literaturtipps die lesenswert sind? Danke und viel Spass weiterhin mit den Tieren. LG magnus

  • Hallo,

    am 7. Februar habe ich am Panta Rhei Thementag Amerika 6 'Acestridium Martini' mitgenommen. Wobei ich sehr schnell davon überzeugt war, dass es sich um Acestridium dichromum handelt.

    Der Mergus Welsatlas Band 1 führt ein paar Acestridium Arten auf und diesen würde ich auch definitiv noch als lesenswerte Literatur erwähnen! Dichromum und Martini kommen laut Mergus teilweise in den selben Gewässern vor. Martini scheint nur an feinem Wurzelgeäst zu sitzen während Dichromum auch an Pflanzen vorkommt. Außerdem hat Dichromum die Fähigkeit sich umzufärben, während Martini laut Mergus immer braun ist. Meine Tiere können sich innerhalb 20 Minuten vollständig umfärben. Daher gehe ich stark von Dichromum aus.

    Mir war beim Kauf damals bewusst, dass es kein einfach zu haltender Fisch ist, allerdings hatte ich L-kos Beitrag erst später nach dem Kauf entdeckt. Wahrscheinlich hätte der mich auch abgehalten, da ich jetzt nicht vor hatte mein komplettes Leben nach den Tieren auszurichten. :whistling:

    Nun gut, 6 Tiere habe ich mitgenommen. Diese mussten nach 2,5 Stunden fahrt dann erst einmal in ein 60er Becken bei meiner Freundin. Am nächsten Tag sollte es weiter gehen. Auffällig war, dass das vorher etwas eingealgte Becken blitzblank war. 5 Tiere fing ich dann (am einfachsten und sichersten ist bei denen echt mit den Fingern, im Netz bleibt leicht die Nase hängen und geht kaum wieder raus) zum Weiter-Transport. 5 ? Wo ist Nummer 6 ? Auch nach langem Suchen konnten wir das Tier in dem extrem minimalistisch eingerichteten Becken nicht finden. Mh, geht ja gut los, dachte ich mir nur. :(

    Also, Fische eingepackt und nochmal 2,5 Stunden Auto in Richtung ihres neuen Zuhause. Nach nochmals vorsichtiger Wasseranpassung setzte ich 3 der Tiere in mein 165l Eckbecken. Das mit Abstand kleinste Tier und (damit er nicht so allein ist) noch ein Tier setzte ich zunächst in ein lange eingelaufenes und veralgtes 55l Aufzuchtbecken in dem sonst nur noch ein paar kleine L333 waren. Das kleine Tier wollte ich vorsichtshalber erst dort größer ziehen, da das Eckbecken nicht unbesetzt ist. Ich hab da wohl eine etwas andere Ansicht als L-Ko und wollte die Fische nicht in ein Artbecken setzen. Zum einen war mir klar, dass die Acestridien allgemein gut gefüttert werden müssen. Ich wollte aber auch, dass Futterreste schnell verschwinden, um immer eine gute Wasserqualität zu haben. Zum anderen ist Nährstoffeintrag durch Fische dem Algenwachstum ja sehr förderlich. Zum dritten steht das auserkorene Eckbecken sehr hell und in Fensternähe wodurch in diesem Becken immer gutes Algenwachstum da war. Des weiteren wollte ich auch nicht, dass die Tiere sehr scheu werden, was in einem Artenbecken ja durchaus vorkommen kann. Bei dem Besatz des Beckens wird jetzt vielleicht manch einer schlucken, ich habe es jedoch als unkritisch gesehen. Der bisherige Besatz bestand aus einem Pärchen L333, einem Pärchen Panaquolus LDA1, 7 noch kleinen Corydoras Adolfi, meinen 2 Corydoras Oldtimern (irgendwas Schartzi-ähnliches, rund 24 Jahre alt), einem Hemidoras Stenopeltis (leider ein Einzeltier) und einem Paar Crenicichla sp. Notophtalmus Orinoco. Ich weiß, was die wegputzen können, allerdings war ich guter Dinge, da kleine Störwelse oder Otocinclus nie behelligt wurden. Diese beiden Arten von Nahrungskonkurenten wurden vor dem Einzug der Acestridium übrigens aus dem Becken entfernt.

    Off topic noch ein Satz zu den Crenis: Ich hatte vorher schon eine ausgesprochen große Regani-Art bei denen das Männchen 17cm und auch das Weibchen immerhin 14cm erreichte. Diese erbeuteten auch mal einen kleinen Fisch, wenn es sich anbot, gingen allerdings deutlich lieber auf große Insekten oder Garnelen. Notophtalmus Orinoco scheint hingegen der deutlich größere Fischräuber zu sein. Für die gibt es nichts schöneres und sie werden trotz ihrer geringen Größe von 10-12cm mit großer Beute fertig, mit denen die Reganis fast schon größer Probleme hatten. Guppie-Weibchen (noch nicht ausgewachsen, aber doch größer als ausgewachsene Männchen) sind kein Problem und schnell verschlungen. Allerdings bekommen sie derartiges "Futter" auch nur sehr selten, da sie sonst schnell zum Hängebauschwein mutieren. Etwas mulmig war mir daher mit den Acestridium schon, auch wenn die Crenis sich eigentlich nur an "schwimmenden" Fischen vergreifen. Provozieren wollte ich aber auch nichts, daher kam ja der kleinste ersmal ins 55l Becken.

    Einsetzen ins 55 l Becken war schnell geschehen, nun kam das Einsetzen ins Eckbecken; es wurde spannend. Ein Acestridium machte gleich mal eine sehr seltene und ungewöhnlich lange Schwimmrunde durch die Beckenmitte (Wie von L-Ko beschrieben, senkrecht Kopf nach oben, sieht aus wie ein Grashalm der gegen die Strömung treibt), was natürlich nicht unbemerkt blieb und aus wenigen Zentimetern Entfernung von den herangestürmten Crenis beäugt wurde. Nach genauer Untersuchung auch der beiden anderen Neuankömmlinge die ebenfalls gleich mal genau zu den Crenis schwammen und ihnen vor der Nase herumschwänzelten, wurden die Welse aber für "nicht fressbar" befunden und damit gänzlich in Ruhe gelassen. Auffällig schien mir aber auch später, dass die Acestridien, wenn sie im Becken unterwegs sind, sehr gerne die Nähe von anderen Fischen suchen und wenn es die Barsche sind. Da wird dann in Ruhe und ausgiebig geputzt. Über freie Bereiche wo sonst keiner ist, wird schneller drüber gerutscht. Im anderen Fall wird gerne auch im Trupp zusammen abgehangen. Wobei sich einzelne Tiere immer mal gerne entfernen, dann aber beschriebenes Verhalten zeigen.

    Das Becken selbst ist wie gesagt ein Eckbecken, "Diamantform" mit selbt eingebautem Mattenfilter (40 x 45cm betrieben mit Tunze Comline Pumpe). Eine Tunze Nanostream 6045 sorgt für ordentlich Strömung, was eigentlich alle Fische im Becken lieben. Temperatur beträgt 28°C, PH-Wert ca. 5,5, Carbonathärte ist nicht messbar und Gesamthärte liegt so ca. bei 1-2 dHg. Wasser ist durch Erlenzapfen, Seemandelbaumblätter und Panta Hum deutlich eingefärbt, aber kein Schwarzwasser. Einrichtung mit diversen Pflanzen, darunter Valisnerien, sonst Wurzeln, Steinen, Welsröhren, Sand (fein bis grob). Beleuchtung erfolgt über einen Fluval LED Balken mit hochgeschraubter Beleuchtungszeit auf 11 Stunden.

    Dass ordentliche Algenfresser da waren, war schnell klar. Das Becken sah immer aus wie aus dem Ei gepellt. Die Acestidium sitzen am liebsten in den Valisnerien, oder an Silikonrändern. Auch die Scheiben werden gerne aufgesucht, insbesondere wenn die Beckenbeleuchtung aus geht. An andere Einrichtungen sind sie so gut wie nie zu finden, selten mal an einer Wurzel. Die beiden Tiere im 55 Liter Becken waren auch gerne am Boden, da das Becken keinen Bodengrund hatte. Auf Sand geht Acestridium gar nicht. Gelegentlich hingen die beiden Tiere im kleinen Becken auch am weißen Silikonrand. Die Tiere färbten sich dabei auch fast weiß!

    Was wahrscheinlich alle interessiert: Die Fütterung. Erstens mal ist gerad im Eckbecken gutes Algenwachstum. Dazu kommt gelegentliche Algenzufütterung. Es werden Abdeckscheiben von anderen Becken in das Aquarium gestellt, die nach 24 Stunden blitzblank sind. Das Aquarium hat auch keine Kiesblände. Da es hell steht, bildet sich schnell ein dunkler Algenbelag. Der wird regelmäßig hoch geholt und am besten in die Valisnerien gehängt. Dass der gefressen wird, erkennt man leicht an den dunklen Mägen der Tiere nach der Fütterung. Auch ins Aquarium gehängte getrocknete Algenblätter werden gefressen. Gelegentlich tausche ich die Valisnerien teilweise mit welchen aus meinem großen Geophagus-Becken, die immer schön veralgt sind. Spätestens 2 Tage später erstrahlen sie wieder in frischem Grün. Dazu kommt aber noch Panta Nouri Aufwuchsfutter. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Ich rühre es als Brei an uns schmiere es an eine von den Panaquolus glatt geschrubte Moorkinenholzwurzel, die ich dann in den Valisnerienwald stelle. 5 Minuten später hängen die Acestridien an der Wurzel und das Futter wird fleißig gefressen (und sie färben sich natürlich um) :thumbup:. Das Zeug ist echt gut und man kann in den Brei auch Artemia-nauplien oder ähnliches, oder auch Vitamine mischen. Meistens gebe ich das Futter aber pur. Vom Reichen veralgter Steine aus Bächen und Teichen halte ich wenig, damit habe ich schon zu viel schlechte Erfahrungen gemacht. Meiner Ansicht nach schleppt man sich leicht irgendwas ein und plötzlich auftretendes Fischsterben oder Krankheiten wären nicht das erste mal. Ich füttere aus dem gleichen Grund auch nie "Teichfutter". Lebendfutter stammt bei mir maximal aus sauberer Regentonne. Soll keine Kritik sein, das sehen auch viele anders, ich habe aber so meine Erfahrungen gemacht und laufe mit meinen Fütterungsmethoden auch bei anderen Fischen meiner Ansicht nach besser.

    Nach gut einer Woche stellte ich fest, dass die Tiere im Eckbecken deutlich zugelegt hatten und gut genährt aussahen, während die anderen beiden Tiere nach wie vor dünn waren. Daher wurden auch die beiden kleineren Tiere zu den anderen gesetzt. Probleme mit den Crenis gab es auch mit den kleinen nicht. Ich glaube fast, die Crenis sehen die Acestridium eher als "Einrichtung" an. Umgekehrt fühlen sich die Acestridium auch nicht gestört von den Crenis. Am Tag des Umsetzens rief meine Freundin an meinte: Rate mal was ich im Aquarium hab? Ums kurz zu machen, der verschollene sechste Acestridium war aufgetaucht. Muss sich wohl in einer Spalte des Innenfilters versteckt haben. Leider konnte das Tier mangels direkter Fahrten lange nicht zu den anderen gebracht werden. Gestern habe ich ihn erst zu den anderen gesetzt. Er sieht deutlich schlechter genährt aus (auch wenn meine Freundin ähnlich fütterte wie ich), aber ich denke, ich bekomme ihn auch wieder aufgepeppelt. Die anderen Tiere sind nun 4 Wochen später alle gut genährt, sehr aktiv (oft auch an der Scheibe) und fit und oft zu sehen. Verluste gab es keine und ich hoffe es bleibt auch so. Bin aber guter Dinge ...

    Grüße! :-)/~

  • Hi Stephan, das Dilemma ist, "ich habe gar keine Satanopercas.... " :(

    Das Bild von meinem Avatar ist ca 36 Jahre alt, ich denke es waren S. leucosticta, oder S. mapiritensis. Aktuell suche ich schöne S. leucosticta ca 8-10cm groß, WF oder F1- eigentlich ist mir die Größe fast egal, jung sollen sie sein und man muss sehen können, was in etwa draus wird.

    Das Bild von S. daemon ist ca 12 Jahre alt.

    Wenn du was weißt, sehe gerne! Pappatera sind sehr schön, sind aber eben nicht meine "Ersten Jungs".... :rolleyes: - die will ich wieder haben, weißt schon, Erinnerung an die Jugend... :)

    Gruß, magnus

  • Hallo,

    meine Kamera kann alles gut außer Markos. :rolleyes:

    Daher vorerst die Bilder. Ich mach bei Gelegenheit mal bessere mit anderer Kamera.
    Haben gerade dunkle Algen verputzt, daher scheint das dunkle so durch.
    [gallery]3652[/gallery]
    [gallery]3653[/gallery]

    Grüße

  • Hallo Magnus,

    mh, ich denke "gut stehen" ist eben so eine Sache bei denen. Von den 6 Tieren würde ich behaupten, dass 3-4 Tiere wirklich ganz fit und gut genährt sind. Das sind auch die größten Tiere, bzw. die, die als erstes in dem Eckbecken waren. Das sind auch alles Tiere, die auch den Futterbrei von der Wurzel fressen. Bisher habe ich maximal 4 Tiere daran gesehen, darunter die 3 großen und der kleinste. Beim fünften weiß ich´s nicht. Der Neuankömmling war noch nicht dran. Allerdings kann es auch ein paar Tage dauern, bis er sich dran gewöhnt. Die anderen sind auch nicht alle sofort darauf angesprungen. Die drei Tiere, die zwischenzeitlich etwas ausgehungert waren, sind auch jetzt noch schlanker. Es braucht offensichtlich eine Weile, bis die Defizite wieder aufgeholt werden. Allerdings sehen sie aktuell deutlich besser aus, als zwischenzeitlich. Selbst der Nachzügler, der am Wochenende eingezogen ist, sieht schon besser aus.
    Gestern Abend habe ich Teilwasserwechsel von 50% gemacht. Heute morgen waren alle sehr aktiv an der Scheibe unterwegs. Lustig waren zwei große Tiere: Der eine schob den anderen immer seitlich vor sich her und versuchte den anderen wegzudrängen, bis der dann einen seltsamen Hüpfer gemacht hat und beide dann ein bischen herumgewackelt haben. Sind schon komische Fische. :)

    Grüße

  • Hallo Stephan, ja klar alles braucht seine Zeit, und alles ist auch vergänglich. Nur nach den ersten Berichten zu diesen Tieren, die ich gelesen habe ließt sich dein Bericht ganz wunderbar und hoffnungsvoll.
    Schöne Beobachtungen machst du, ich glaube ich würde den ganzen Tg vor dem Becken kleben... 8o

    Bitte weiter berichten, ich werde jedenfalls ein Becken für solche Tiere vorbereiten und es auch mal probieren, wenn ein Becken wirklich gut läuft und entsprechende Nahrungsgrundlagen bieten kann.

    LG Magnus und nicht vergessen, ab und zu ein paar Bilder einzustellen :D

  • Hallo,

    mal kleines Update:
    Eigentlich gibt´s nicht viel neues. Allen 6 Acestridium geht es gut. Die Tiere sind gewachsen und fast alle gleich groß. Zwei Tiere sind noch etwas größer und runder, ich vermute Weibchen.
    Gelegentlich findet man die Tiere inzwischen auch auf anderen Pflanzen und sie sind jetzt gerade Abends im ganzen Aquarium unterwegs.
    Füttern tue ich mit Panta Nouri Aufwuchs, welches ich als Brei auf eine Wurzel schmiere. Klappt wunderbar. Allerdings füttere ich auch nicht täglich. Die Tiere sind trotzdem gut genährt und sehen auch mal nach einem verlängerten Wochenende an dem sie nicht gefüttert wurden, nicht wirklich dünner aus.
    Ich denke, es ist sehr wichtig, die Tiere in einem ausreichend großen Aquarium zu halten und nicht zu viele, so dass das Becken selbst genug Nahrung bietet.
    Das Becken ist gut bewachsen und beleuchtet und auch sonst gut besetzt, so dass ausreichend Nährstoffeintrag für gutes Algenwachstum vorhanden ist.
    Außerdem ist das Becken durch Mattenfilter auch nicht "super-sauber".
    Ich denke, dass
    - große Beckengröße und nicht zu viele Acestriedien
    - Zufütterung mit dem Futterbrei
    - keine Nahrungskonkurenten
    - ein "naturbelassenes", nicht klinisch sauberes Becken
    - und Beifische für Nährstoffeintrag
    der Schlüssel sind, die Tiere zu halten. Gutes Wasser brauche ich ja nicht extra zu erwähnen. Bei mir ist´s jedenfalls nicht schwieriger als als die Haltung von Otocinclus.

    Grüße,
    Stephan