Eine positive(?) Negativliste aus Brasilien

  • 2018 erschien der "VI. Band – Peixes" aus "Livro Vermelho – da Fauna Brasileira Ameaçada de Extinção"

    Im Aquaristikfachmagazin Juni/Juli 2020 berichtet Ingo Seidel, dass die Erlaubnis zum Exportieren von Fischen nun auf Basis dieses Buches in Form einer Negativliste realisiert werden soll.

    Die gefährdeten Arten werden in diesem Livro Vermelho (Redbook) aufgelistet und dürfen nicht exportiert werden.

    Im Umkehrschluss dürfen in diesem Buch nicht aufgelistete Arten exportiert werden. Die bisherige Praxis der Postivlisten wird damit hinfällig.

    Also zum Beispiel ist Hypancistrus zebra (L 46) in diesem Buch aufgeführt und darf damit auch künftig nicht aus Brasilien exportiert werden.

    Andererseits wird Parotocinclus jumbo (LDA25) in dem Buch nicht genannt und sollte daher wieder exportiert werden dürfen.

    Ganz so einfach ist die Sache nun aber auch nicht. Leandro Melo de Sousa erstellt derzeit eine Arbeit in der die gefährdeten, nicht beschriebenen Arten erfasst werden.

    Es ist davon auszugehen, dass diese dann auch nicht exportiert werden dürfen.

    Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicherlich Hypancistrus sp. „L 174“.

    Grundlage für diesen Wandel ist, dass man nach jahrelangen Forschungen zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Fische nicht durch den Zierfischfang gefährdet sind. Als Ursache für das Aussterben von Fischarten wurde die Umweltzerstörung erkannt.

    Bleibt noch zu ergänzen: Ingo bremst aber auch gleich zu großen Enthusiasmus, da aufgrund von Corona derzeit kaum Exporte aus Brasilien erfolgen.

  • Hallo, Elko ! Wünsche dir ein tolles Pfingstfest. DANKE wie immer für deine wertvollen Infos rund um die große Welsfamilie.

    Hoffen wir mal das Allerbeste ! Dir eine gute Zeit, bleib mit deiner Familie gesund und munter. Gruß aus Greven, Claus8)

    Ein mongolisches Sprichwort: Berge können sich nicht miteinander unterhalten, aber MENSCHEN ! ;)[bestand]1869[/bestand]

  • Hi,

    die Info ist nun schon ein paar Tage her und das ganze wohl auch in Gesetze gegossen.

    Ich denke, man darf da aber durchaus mal drüber nachdenken:

    Für uns Aquarianer ist das natürlcih (auf den ersten Blick) super Sache. Endlich können wieder diverse Harnischwelse aus Brasilien nach Europa importiert werden.

    Die aufwändige Arbeit von Ichthyologen in Brasilien mit der Zuordnung von Harnischwels-Arten zu den IUNC-Kategorien scheint hier sehr hilfreich zu sein.

    Dasss die Regierung daraus die Exportregeln ableitet, erscheint daraus sinnvoll: für die gefährdeten Arten gibt es ein Exportverbot, für die anderen ...

    Schauen wir mal nur auf die beschriebenen Harnischwels-Arten aus Brasilien: das sind so etwa 640.

    (Man könnte darüber streiben, ob gewisse Arten valide sind udgl.. Auf eine Art mehr oder weniger kommt es hier aber gar nicht an.)

    Davon sind ca. 44 Harnischwels-Arten Brasiliens als gefährdet eingestuft. (Der Einfachheit halber lasse ich mal die Sonderreglung für die Arten von rio Tapajós weg.)

    Das entspricht einem Anteil von ca. 7%.

    Als nicht bedorht (LC) sind ebenso ca. 44 Harnischwels-Arten Brasiliens genannt.

    Das sind also auch ca. 7%.

    In der Konsequenz sind also für 86% der beschriebenen Harnischwelsarten Brasiliens entweder keine oder unzeichend Daten vorhanden.

    Und auch diese beschriebenen Daten dürfen exportiert werden?!

    Wie das dann bei den unbeschriebenen Arten aussicht kann man sich ausmalen.

    Wie wir wissen, hat der Raubbau an der Natur in Amazonien unter dem derzeitigen Präsidenten Bolsonaro extrem zugenommen. Alles was geht, wird zu Geld gemacht.

    Das man wissenschaftliche Bestandsdaten für Exportregeln verwendet ist sicherlich der richtige Weg.

    Wenn dies Bestandsdaten aber nur 14% der beschriebenen Arten abdecken, Forschungsgelder gekürzt werden, so sieht es doch sehr danach aus, dass hier die wissenschaftlichen Erkenntnis misbraucht werden, um dieser neuen Liste, den neuen Exportregeln einen seriösen Anschein zu geben.

    So liegt es nahe, dass diese neue Negativliste auch nur eine Liste von "Blosonars Gnaden" ohne Rücksicht auf die Natur ist.

    Viele Grüße

    Elko

  • Hi,

    wie ich gerade erfahren habe, gehen Theorie und Praxis mal wieder etwas auseinander:

    Theoretisch gibt es die Negativ-Liste wie oben berichtet,

    praktisch müssen die brasilianischen Exporteure weiter nach der Positivliste von 2012 arbeiten.

  • Moin Elko ! Danke für deine Info ! Schönes Wochenende, der Schnee ist bald weg hier. Claus

    Ein mongolisches Sprichwort: Berge können sich nicht miteinander unterhalten, aber MENSCHEN ! ;)[bestand]1869[/bestand]